// Punktabzug bei den Wildkatzen schockt die HSG
22 Nov
Punktabzug bei den Wildkatzen schockt die HSG
Gegen die erste Damenmannschaft der HSG werden gleich sieben Spiele als verloren gewertet und damit zwölf Punkte abgezogen.
Am Samstag um 11.19 Uhr war es soweit. Der BHV machte seine
Ankündigung wahr und bei den Verantwortlichen der HSG trafen gleich
sieben Bescheide ein. Jeder wertet eine der bisher sieben ausgetragen
Partien der Würmtaler Wildkatzen als verloren. Da die Mannschaft nach
wie vor ungeschlagen ist, besonders bitter, so sind nämlich direkt zwölf
Punkte erstmal weg.
Die Hintergründe:
Der bayerische Handballverband, bzw. einige der dort Verantwortlichen,
sehen eine Spielerin der HSG als nicht spielberechtigt und folgern
daraus, dass alle bisher gespielten Spiele als verloren zu werten sind.
Die Vereinsführung der HSG Würm-Mitte sieht das natürlich anders. So lag
bis zuletzt ein Spielausweis vor, der die Spielberechtigung
offensichtlich bescheinigte, auch wurde die Spielerin nie online
abgemeldet, wie beispielsweise beim Ligakonkurrenten in Haunstetten
versehentlich geschehen.
In der Spielzeit 2013/14 spielte die Spielerin mit Doppelspielrecht
für den TSV Ismaning in der Jugendbundesliga, gleichzeitig allerdings
bei den Damen der HSG, was damals möglich war.
Seitdem spielt sie weiterhin für die HSG Würm-Mitte und hat auch niemals
für eine andere Damenmannschaft gespielt.
"Da ist von Seiten des BHV bei der Passaustellung wohl einiges schief
gelaufen", so HSG-Leiter Benedikt Waterloo, der das Amt seit März 2015
bekleidet. "Nachdem ich die Anträge aus dem Jahr 2013 nicht kenne, da
diese beim Verband liegen, sind wir selbstverständlich davon
ausgegangen, dass die Eintragungen im Pass korrekt sind."
Die Meinung, dass die Vereine hier nicht unbedingt zur
Verantwortung gezogen werden sollten, teilt auch die Abteilungsleiterin
der TS Herzogenaurach, Christine Odemer, die unerwartet zwei zusätzliche
Zähler bekamen. "Das ist keine Lösung im Sinne des Sports, da werden
die Ehrenamtlichen in den Vereinen über die Maßen für kleine Formfehler
bestraft", so die Verantwortliche im Gespräch mit den Nordbayerischen
Nachrichten.
Dem schließt sich auch die HSG-Leitung an: "Wir halten diesen
Vorgang für auch nicht im Sinne des Sports. Zumal es keinerlei
Benachteiligte gegeben hat. Ein Abzug von zwölf hart erkämpften
Bayernligapunkten ist schon ein enormer Eingriff in den Spielbetrieb,
den wir hier als nicht angemessen betrachten. Hier hätte man sicher eine
andere Lösung finden können. Zusätzlich wird das Ehrenamt in solchen
Sachen absolut überstrapaziert. Der Verband, bzw. die spielleitenden
Stellen haben sich hier vor Bescheidausstellung selber erst mit
verschiedenen Juristen beraten. Von uns wird entgegen erwartet, so etwas
von selber festzustellen.
Die HSG Würm-Mitte hat momentan über 250 Spielberechtigte, ständig
alle Eintragungen im Spielausweis sowie zugehörige Anträge zu
überprüfen, wäre ein enormer Zusatzaufwand der in der Freizeit den
Ehrenamtlichen nicht zumutbar ist. "Wir haben uns in diesen Dingen eben
auf die Experten in der Geschäftsstelle des BHV verlassen", so Waterloo.
Zutage gefördert wurde diese Unstimmigkeit durch die Einführung des
elektronischen Spielberichts nuScore. Hier fand man die besagte
Spielerin nicht im System.
Besonders ärgerlich ist die Tatsache, dass der Verband hier erst nach
sieben ausgetragenen Spielen reagiert hat, obwohl die Tatsachen sich
seit dem ersten Spiel nicht geändert haben. Wäre die Bestrafung bereits
nach ein oder zwei Spielen erfolgt, wäre ein Punktverlust natürlich auch
ärgerlich gewesen, jedoch hätte man die zwei oder drei Punkte Abzug
noch verkraften können. Zwölf fehlende Punkte allerdings, treiben die
Mannschaft tief in die Abstiegszone.
Was folgt sind dann gleich sieben kostenpflichtige Bescheide,
verbunden mit jeweiligen Punktabzügen.
Die, die es am meisten trifft, nämlich die Mannschaft, die in den
letzten Jahren enorm zusammengewachsen ist und sich die Punkte als
Aufsteiger hart erkämpft und verdient hat, kann wie so oft überhaupt
nichts dafür.
Dass die Situation auch jetzt schon eine enorme Zusatzbelastung für
Trainer und Mannschaft darstellt, steht außer Frage. Selbst wenn die
Punkte am Ende vielleicht wieder bekommen werden könnten, gestaltet sich
der Wettbewerb dadurch jetzt schon zu Ungunsten der Würmtaler
Wildkatzen.
"Das steckt in den Köpfen" sagt Trainer der Mannschaft Claus
Lohmann. Wir können es verstehen.
Etwas Positives gibt es dennoch an dieser Geschichte:
Bis jetzt erreichten die HSG ausschließlich Solidaritätsbekundungen aus
Handballkreisen. Egal, ob Schiedsrichter, Vereinsverantwortliche oder
Spieler, keiner findet die Schritte der Verbandes an dieser Stelle
gerecht oder sportlich.
Es möchte sich nicht mal jemand der Konkurrenten so recht über
zusätzliche Punkte freuen.
Bleibt die Frage: Warum? Weil es nach Analysen der Rechtsordnung
vielleicht korrekt ist?
Wohl eher sollten doch Ordnungen und Verbandsfunktionäre einen gerechten
Ablauf des Spielbetriebs fördern und regeln.
Die HSG Würm-Mitte hat sich inzwischen an einen Rechtsanwalt gewandt, um
dieses Kapitel doch noch zu einem versöhnlichen Abschluss zu bringen.
"Ich würde mir wünschen, dass die Verbandsführung hier zu Gunsten des
Handballsports in Bayern noch einmal ihre Entscheidung überdenkt. Wie
schon erwähnt, hatte hier ja auch kein anderer Verein einen Nachteil",
sagt HSG-Leiter Benedikt Waterloo. Sonst müssen eben die Sportgerichte urteilen.
In einigen Wochen oder Monaten wissen dann wohl alle Beteiligten mehr.